Arbeitsgemeinschaft Fischartenschutz Westlicher Bodensee

Wanderfisch-Projekt in der Aach

Erstes Wanderhindernis für Fische beseitigt
Als Teil des Maßnahmenprogramms der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wurde im September 2010 das vom Untersee nach Aach hin liegende erste Wanderhindernis der Hegauer Aach beseitigt.


Bild Oben: Fischtreppe am Wehr Riedlinger

Als wesentliches Ziel der WRRL ist die Herstellung der ökologischen Funktionsfähigkeit der Oberflächengewässer zu nennen. Dies bedeutet die Schaffung von Lebensräumen für die in der WRRL hingewiesenen Gewässerorganismen wie wirbellose Gewässertiere, Algen, Wasserpflanzen und Fische. Die WRRL ist im Jahre 2000 in Kraft getreten und wurde 2003 in Baden-Württembergisches Wasserrecht umgesetzt. Bis 2015 sollen die Ziele der WRRL umgesetzt werden.

Die Radolfzeller- oder auch Hegauer Aach ist mit einer Länge von 30,6 km das einzige Hauptgewässer und der wichtigste Zufluss des Bodensee-Untersees.Insgesamt sind von Aach zum Bodensee hin 7 Wanderhindernisse vorhanden von denen bis heute 6 beseitigt wurden.

In der Restwasserstrecke unterhalb des Wehres konnten 2005, 24 Fischarten nachgewiesen werden, für die es durch Wehranlagen seit mehreren Jahrzehnten keine Möglichkeiten zur Wanderung in den Oberlauf der Aach gab.Hierzu gehören 2 potentiell gefährdete Fischarten wie die Bachforelle und der Flussbarsch, 2 gefährdete Fischarten Äsche und Groppe, der Aal als starkgefährdet und das Bachneunauge als vom Aussterben bedrohte Fischart. Oberhalb des Wehres Riedlinger waren 2009 nur noch 13 Fischarten nachweisbar.

Seitens der Umsetzung der WRRL wurden in den letzten 10 Jahren viele kostenintensive Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume der Gewässertiere von den zuständigen Behörden (Land und Kommune) und auch privaten Maßnahmenträgern an der Hegauer Aach durchgeführt.

Die Pächter der Gewässer (Angler) achten mit der Umsetzung von Hegekonzepten auf die ökölogische Vielfalt des Lebensraumes Wasser. Nach Durchführung der Beseitigung der Wanderhindernisse ist das Augenmerk auf die Restwassermengen in den Ausleitungsstrecken zu legen, da nur hier die Möglichkeit des Fischaufstieges besteht. Bei Nichteinhaltung der vorgeschriebenen Durchflussmengen entsteht ein so genannter Sackgasseneffekt im Bereich der Turbinenausleitung, da die Fische aufgrund des fehlenden Wasserdruckes die Fischaufstiege nicht finden. Es ist leider die Regel, dass die Mindestwassermengen an „Ökostrom-Kleinkraftwerken“ nicht eingehalten werden; somit ist jegliche Bemühung „für die Katz“ beziehungsweise für den Kormoran.

Ausblick:

Es besteht die Hoffnung die Seeforelle als Wanderfisch wieder im Untersee anzusiedeln, da die Laichplätze in der Aach vermutlich seit ca. 150 Jahren nicht zugänglich waren.

In den nächsten Jahren wird die „ARGE Fischartenschutz Westlicher Bodensee“ die Maßnahmen zur Schaffung der Laichhabitate der Seeforelle in den Nebenflüssen des Untersees gezielt vorantreiben.

Karl-Peter Kunz
Vorsitzender Hegegemeinschaft
Hegauer Aach Bodensee


Singen, 23.04.2011
"Wenn Fische Treppen steigen"

Inzwischen hat sich auch der Südkurier des Themas angenommen:

Fische sollen grenzenlos wandern können. Dazu müssen sie aber über Treppen steigen.
Direkt zum Artikel bei Südkurier-Online