Arbeitsgemeinschaft Fischartenschutz Westlicher Bodensee

Radolfzell, 24.11.2010
Der Kormoran am Bodensee-Untersee

Ein Bericht von Werner Scheu, Koordinator der Kormoranzählungen am Untersee

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Konstanz, 18.10.2010:
Fisch des Jahres 2011 - Die Äsche ( Thymallus thymallus )

Die „Arbeitsgemeinschaft Fischartenschutz Westlicher Bodensee“ und der „Angelsportverein Konstanz e.V.“ begrüßen ausdrücklich die Wahl der Äsche zum Fisch des Jahres 2011 durch die Fischereiverbände.

Die Äsche gehört zu den schönsten und inzwischen stark gefährdeten Fischen unserer Fließgewässer. Mit der Wahl zum Fisch des Jahres soll auf die Gefährdung ihrer Bestände in unseren heimischen Gewässern und auch auf die Beseitigung der Ursachen hingewiesen werden.

Die Äsche reagiert von allen einheimischen Fischen mit am empfindlichsten auf Umweltverschmutzungen. Die Äschenbestände wurden vor 20 bis 30 Jahren durch die zunehmende Gewässerverschmutzung stark beeinträchtigt. Dank den großen Anstrengungen zur Reinhaltung der Gewässer ist inzwischen diesbezüglich Besserung eingetreten, was aber nicht heißt, dass für die Äsche Entwarnung gegeben werden kann.

Ein wesentlicher Grund für den Bestandsrückgang ist sicherlich der Kormoran, der begünstigt durch vom Menschen begradigte Flussläufe und größtenteils verbaute Ufer, geradezu optimale Voraussetzungen für seine Beutezüge antrifft. Stellen, an denen keine Bäume und Büsche am Ufer wachsen, machen es den Äschen schwer, Schutz gegen den Kormoran und andere fliegende Feinde zu finden. Die Laichzeit der Äschen fällt in einen Zeitraum, in dem sich zusätzlich Kormorane aus Nordeuropa als Wintergäste am See und seinen Zuflüssen aufhalten. Da sich die Laichplätze der Äsche über deckungslosen flachen Kiesbänken befinden, sind sie während des Laichens eine leichte Beute.

Am Bodensee kommt dazu, dass es hier inzwischen mehrere große Kormoran-Brutkolonien gibt. „Die Fische kommen damit das ganze Jahr nicht mehr zu Ruhe. Gerade in den letzten Wochen konnte man wieder gut beobachten, wie täglich bis zu 450 Kormorane vor der Konstanzer Rheinbrücke, Jagd auf die dortigen Äschen gemacht haben,“ bestätigt Thomas Lang (Naturschutzwart des ASV Konstanz). Trotz der hohen Wasserqualität, sehr guter Nahrungsbedingungen und zusätzlichen Besatzmaßnahmen, ist der Bestand aufgrund der starken Bejagung durch die vielen Vögel gefährdet. Umso wichtiger ist es aus Sicht der Angler, dass der Verband Deutscher Sportfischer (VDSF), das Österreichische Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz (ÖKF), das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und der Verband Deutscher Sporttaucher (VDST), die Äsche mit der Wahl zum Fisch des Jahres 2011 ins Licht der Öffentlichkeit rücken.


Bild oben: In den letzen Wochen jagen vor der Konstanzer Rheinbrücke täglich bis zu 450 Kormorane und gefährden damit den dortigen Äschenbestand!

Konstanz, 09.09.2010:
Angelsportverein Konstanz evakuiert Tiere auf Baustellengelände

Abgestimmt mit Landratsamt und Stadtverwaltung haben Mitglieder des Angelsportverein Konstanz in den letzten Monaten Amphibien und Wasserinsekten aus dem großen Teich auf dem ehemaligen Herosé-Gelände geborgen.

Bereits im Frühjahr wurde Laich von Fröschen und Molchen in andere durch den Verein betreute Biotope im Stadtgebiet verbracht. Bei einigen Terminen wurden insgesamt mehrere Hundert Libellenlarven, Kaulquappen, Frösche und Molche aus dem Teich gefangen.

Höhepunkt war eine Aktion in den letzen Tagen, bei der das Wasser des Teiches durch ein Spezialfahrzeug der EBK abgepumpt wurde. Naturschutzwart Thomas Lang bedankt sich an dieser Stelle ausdrücklich bei den hilfsbereiten Mitarbeitern der EBK, die während dieser Arbeiten ebenfalls tatkräftig auf „Froschjagd“ gingen.

Die Evakuierung war nötig geworden, weil das Baugelände von der Stadt an die neuen Eigentümer übergeben wurde und der anstehende Baubeginn den sicheren Tod der Wasserlebewesen bedeutet hätte.

Der ASV KN setzt sich für den naturverträglichen Ausbau des Uferstreifens im Bereich der ehemaligen Industriebrache ein. Der ebenfalls dort gelegene Schilfgürtel ist besonders wertvoll für Wasservögel und Jungfische und für viele Tierarten eine wichtige Brücke zwischen Ober- und Untersee. Aus Sicht der Angler muss dieser Uferstreifen deshalb unbedingt davor bewahrt werden zu einer weiteren „Badeanstalt“ am See zu werden.


Bild oben: Mitglieder des ASV Konstanz bei der Bergung von Amphibien

Konstanz 06.09.2010:
ASV Konstanz nutzt den hohen Wasserstand für weitere Äschen-Besatzmaßnahme

Aufgrund des hohen Wasserstandes finden die in Baden-Württemberg stark gefährdeten Äschen im Bereich vor der alten Rheinbrücke und im Seerhein dieses Jahr ideale Lebensbedingungen. Diesen Umstand nutzte der ASV KN am letzten Wochenende um weitere 10.000 Äschen zu besetzen. Die 5-9 cm großen Fische wurden wieder bei der staatlichen Fischbrutanstalt in Langenargen gekauft. Dort wurden die im Frühjahr geschlüpften Tiere auf diese Größe vorgezogen, damit sie beim Aussetzen eine bessere Überlebenschance haben.

Der Laich stammt von Äschen aus dem Hochrhein, die von der staatlichen Fischbrutanstalt in Langenargen unter hohem Aufwand nachgezüchtet werden. Dort haben sich die Bestände, dank umfangreicher Schutzmaßnahmen gegen Kormorane von Schweizer-Seite, relativ gut vom Hitzesommer 2003 erholt. Anders wie am Obersee werden in dieser Region an Laichplätzen einfallende Kormoranschwärme konsequent ab dem ersten Auftreten durch Einzelabschüsse vertrieben.

Mit 4 Booten waren Mitglieder des ASV im Einsatz, um die empfindlichen Fische an ihren Bestimmungsorten zu verteilen. Die Aktion wurde extra in die Abendstunden verlegt um die Verluste durch fischfressende Vögel so gering wie möglich zu halten. Dennoch werden wohl die meisten Äschen gefressen werden, bevor sie selber die Laichreife erreichen. Ohne die alljährlichen Beatzmaßnahmen würden diese wunderschönen Fische aber wahrscheinlich durch die starke Bejagung durch Kormorane im Seerhein bald ganz verschwinden.


Bild oben: Äschenbesatz vor der Konstanzer Seestrasse

Konstanz 06.09.2010:
ASV Konstanz nutzt den hohen Wasserstand für weitere Äschen-Besatzmaßnahme

Wie in den vergangenen Jahren wurden 5000 Jungäschen durch Mitglieder des ASV Konstanz im Bereich der alten Rheinbrücke eingesetzt. Die kleinen Äschen in einer Größe von 5-9 cm stammen von der staatlichen Fischbrutanstalt in Langenargen. Durch die Besatzmaßnahmen wird versucht den Bestand dieser bedrohten und geschützten Fischart, zu erhalten. Im Konstanzer Trichter befindet sich der einzige bedeutende Laichplatz der Äschen im Obersee.

Durch den nährstoffärmeren und dadurch sauerstoffreicheren See finden die Äschen in diesem Gebiet eigentlich ideale Voraussetzungen. Allerdings wurde der Bestand im Hitzesommer 2003 stark dezimiert und konnte sich aufgrund des hohen Fraßdrucks, durch die dort immer häufiger auftretenden Kormorane nie richtig erholen.

Der ASV-Konstanz begrüßt aus diesem Grund ausdrücklich die neue Kormoranverordnung des Landes Baden-Württemberg, die auch vom Landesnaturschutzverband (LNV) mitgetragen wird. Auch wenn man sich teilweise weitergehende Eingriffsmöglichkeiten gewünscht hätte. So sind im Landkreis Konstanz ca. 90 % der Gewässer als Schutzgebiete von der neuen Verordnung ausgenommen. Umso unverständlicher ist aus Sicht der Angler, die teilweise polemische und unsachliche Kritik mancher Nabu-Verantwortlicher an der neuen Verordnung.

Die Fischfauna bedarf eines konsequenten Schutzes. Dieser muss auch den Schutz vor dem neuen Fressfeind Kormoran beinhalten. Fast alle der etwa 30 Fließgewässerfischarten in Baden-Württemberg sind gefährdet. Die Äsche ist aufgrund der Kormoranprädation mancherorts inzwischen vom Aussterben bedroht.


Bild oben: Jungäschen für den Besatz im Seerhein und Trichter